Auf der Leipziger Buchmesse kam eine befreundete Bloggerin (Yasmin) zu mir und meinte „Du musst dann ganz schnell mitkommen. Wir müssen zu Kay Noa. Sie wartet auf uns.“ Ich hatte überhaupt keine Idee, wer Kay Noa ist, was ich Yasmin auch sagte. „Du kennst Kay Noa nicht?“ fragte sie mich entrüstet. Da ich aber nie abgeneigt bin neue Autoren kennenzulernen, ging ich natürlich mit. Und schon kannte ich Kay Noa und kurz darauf auch ihren Vampire Beginners Guide. Aber ich wollte sie noch besser kennenlernen und ich habe ihr zur Blogotur ein paar (ok, ganz schön viele) Fragen gestellt.
Interviewfragen Kay Noa
Wer sollte bei einer Buchverfilmung Deine Hauptcharaktere spielen? Welche ist Deine Lieblings – Hauptfigur? (Protagonist aus den eigenen Büchern)
Im Falle einer Verfilmung würde ich mir wünschen ein Casting zusammen mit meinen Fans zu machen. So wie Bully Herbig für Wickie. Damit bekämen unbekannte Schauspieler eine Chance und die Diskussion um die Besetzung würde vorher stattfinden und lustig sein, statt das übliche Gemecker danach.
Lieblingsfigur? Puh, frag eine Mutter nach ihrem Lieblingskind. Ich mag Lexa, weil sie auch in der Patsche sitzend nicht aufgibt und Maya, weil sie erst gar nicht in die Patsche kommt. Ich mag Dave, weil er so entspannt in den Tag lebt und Herbert… weil er einem guten Freund von mir sehr ähnlich ist.
Mit welchem deiner männlichen Protagonisten hättest du gerne mal ein Date?
*lach* mit jedem. Ich date sie ja ständig, wenn ich über sie schreibe. Sehr viel intensiver geht es gar nicht.
Welche Eigenschaft der Protagonisten magst Du als Autor so gar nicht?
Dass es im Grunde eine antiautoritär erzogene, ganz und gar rücksichtslose Saubande ist. Mir ist die Charakterbildung sehr wichtig und darum würde ich meine Figuren nie zu etwas zwingen, nur weil ich mir das im Plot so vorstelle. Das führt aber dazu, dass viele Szenen dann nicht so funktionieren, wie ich mir das vorher gedacht hatte und oft auch ganz woanders hinführen. Dürrenmatt sagt sehr treffend, Schreiben sei wie Schach. In der Eröffnung sei man frei, alles andere folge logischen Zwängen. Und wenn Dave eben so ein „Rudelwolf“ ist, dann verhält er sich eben in einer Situation so und so, auch wenn das für den Plot doof ist. Oder Lexa, die Eigenbrötlerin, würde eben nicht an der Stelle um Hilfe bitten, auch wenn es praktisch wäre. Ihnen dieses Profil zu lassen, macht die Protas lebendig, aber eben auch sperrig beim Schreiben.
Warum der comicartige Coverstil bei den Vampire Guide Büchern? Magst Du Comics? Wenn ja, welche?
Die Comic/Roy Lichtenstein Cover waren eine Idee meiner großartigen Coverfrau Jacqueline Spieweg. Mir ging es darum, dass auf den ersten Blick deutlich wird, dass das eben keine der derzeit modernen Schmacht-Vampir-Romanzen ist. Und auch keine hardboiled Story, sondern deutlich satirische Anklänge zu erwarten sind. Die Vorgabe war also „Hauptsache anders und mit Humor“. Den Rest hat Jacqueline gemacht. Das Design war riskant, weil sehr ungewöhnlich, aber ich wollte unbedingt vermeiden, dass jemand der schwülstige Vampirerotik erwartet, das Buch kauft und dann –zu Recht –enttäuscht mit schlechter Rezension versieht. So ist jedem Käufer zumindest klar, dass er nichts Übliches bekommt.
Comics habe ich als Teenie gelesen von Donald und Micky über Asterix und alle andere Goscinny Serien, Clever&Smart bis hin zu Marvels und Mangas. Ich bin aber auch bis heute bekennender Schnell-/Gern-/Viel-/Allesleser.
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Lässt Du sich die Geschichte entwickeln oder schreibst Du ganz akkurat nach dem ausgearbeiteten Plot?
Ich hab so ein Grobkonzept wie es losgeht, warum es schiefgeht und wie es (hoffentlich) ausgeht. Mehr kann man ernsthaft nicht planen, weil sich die Protas eh nicht daran halten. Gestern erst hatte ich beim aktuellen Werk eigentlich eine erotische Bettszene geplant, aber ich man einfach nicht dorthin, weil die Figuren sich unbedingt über ihr Verhältnis zum Tod unterhalten wollten. Da wurde der Prota angeschossen und war entsprechend geschockt. Klar, will er wenigstens einen Satz dazu sagen. Nun ist aber die Prota ein sensibles Wesen und wird ihn trösten wollen. Das wird aber der Macho-Prota nicht wollen und abwiegeln. Und schon sind sie im Gespräch, statt im Bett… So was passiert mir ständig.
Was ist das Schlimmste am Schreiben? Der Plot oder das Ausarbeiten und den Plot zu einer Geschichte schreiben?
Am Schlimmsten ist für mich immer (!) das, was ich gerade machen muss. Die Rohidee geht ganz flott, dann fange ich an zu Schreiben und dann ist stets die jeweils aktuelle Szene gaaaanz schwierig. Ich quäle mich sehr beim Schreiben und erst das Endergebnis, beim Drüberlesen, das Feedback meiner Leser entschädigt mich für den Geburtsschmerz… Ja, der Vergleich ist gut. Man mag sein Kind auch wenn das Kriegen übel war.
Wieviel Realität steckt in deinen Büchern? Verarbeitest Du gute und schlechte Erlebnisse darin oder alles Fiktion?
Jedes Buch ist bewusst oder unbewusst eine Autobiografie. Man kann ja ein Geschehen (und wenn es ein Kampf zwischen Magier und Drache ist) nur anhand seiner eigenen Erfahrungen bewerten. Nur anhand dieser Messlatte bewerten, ob sich die Szene richtig anfühlt, logisch, konsistent. Nur mit dem, was wir verstehen, können wir uns identifizieren und hineinversetzen. Und nur dann mitfiebern.
Man merkt das, wenn man asiatische oder russische Autoren liest. Das ist eine andere Kultur, da verhalten sich die Figuren oft „seltsam“. Weil der Autor andere Erwartungen an sie stellt.
Ich schreibe speziell bei meiner High Fantasy Geschichte ganz bewusst Szenen, wenn ich versuche, Zusammenhänge in unserer Welt, Tagesgeschehen im privaten Umfeld, aber auch in der Weltpolitik, zu verstehen. Meine Fantasywelt bietet mir da ja förmlich Laborbedingungen und häufig kann man dann auch Motive, Sachzwänge und Wechselwirkungen erstaunlich gut beobachten. Was dort funktioniert, ist offenbar ein universelles Gesetz.
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Kennst Du Schreibblockaden? Wenn ja, was tust Du dagegen?
Da Schreiben (s.o.) bei mir viel mit Leidwolllust zu tun hat, kämpfe ich immer mit mir um das jeweils nächste Wort. Da hilft nur eins: Disziplin, Disziplin, Disziplin. Manchmal hilft es, mit einem Kollegen einen Battle zu schreiben.
Was steht auf dem Schreibtisch, während Du arbeitest? Kaffee, Tee, Schokolade, Kekse?
Nach Möglichkeit ein Heißgetränk. Kaffee oder Tee. Beides kannenweise.
Prokrastinieren – Facebook und co. oder lässt Du Dich nicht ablenken? Ist Prokrastination evtl. sogar wichtig?
Ich nenne das nicht Prokrastinieren, sondern Marketing oder Fortbildung. Ich tausch mich da mit Kollegen und Lesern aus, plane Aktionen oder hole mir Tipps zum Schreiben (selbst wenn man selbst Tipps gibt, denkt man ja darüber nach, was man macht und warum… ). Sonst – also privat – bin ich fast nie virtuell unterwegs.
Lektorat – Bist Du manchmal anderer Meinung wie der Lektor? Wie schnell werdet ihr euch einig?
Ja, natürlich. Am Ende ist es mein Buch und mein Fehler, also hab ich das Letztentscheidungsrecht. Aber der Austausch ist sehr wertvoll und wenn ein aufmerksamer Leser wie der Lektor mit einer Szene Probleme hat, dann habe ich sie nicht gut geschrieben und muss das ändern. „Streit“ gibt es eher wegen einzelnen Formulierungen mal.
Hattest Du ein peinliches oder lustiges Erlebnis auf einer Lesung?
Ja, viele. Ich bin eine Pannenqueen. Ob das wegen ausgefallener Mikrofone durch den Saal gebrüllte Romantik-Flüsterszenen waren oder Interaktion mit einem Zuhörer zur Frage ob die Schlägerei in dieser Form plausibel ist (wir haben das unter großem Hallo spontan nachgestellt und meine Schilderung für richtig empfunden). Am Schwierigsten war eine Lesung auf dem Spielefest in Wien, da hatte ich eine Horrorszene mit Blut und Gedärmen vorbereitet und dann kommt eine Schulklasse mit lauter 8jährigen und setzt sich dazu. Ich habe dann spontan den Text entschärft und im Geiste umgeschrieben. Hat geklappt, aber danach war ich fix und fertig.
Ab wann hat Dich Dein Umfeld ernst genommen und Freunde / Bekannte / Familie Deiner Arbeit als Autor respektiert?
In der Familie warte ich darauf noch. Ansonsten kam die Anerkennung wie so oft mit dem kommerziellen Erfolg. Der Vampire Beginners Guide war letztes Jahr einer der erfolgreichsten Indie-Vampire auf Amazon, da haben dann viele plötzlich das Bedürfnis gehabt, sich mit der erfolgreichen Autorenfreundin zu schmücken.
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Wie kommt Deine Familie damit klar, wenn Du über dem Schreiben alles um Dich herum vergessen hast?
Gar nicht. Darum schreibe ich überwiegend nachts.
Wie gehst Du mit negativer Kritik, schlechten Rezensionen um?
Wie alle anderen auch. Man hadert mit sich und seinem Weltschmerz. Und dann versuche ich, das Fachliche vom Persönlichen zu trennen. Wenn es Geschmacksfragen sind, dann ist es so. Wenn jetzt jemand sagt, dass er es doof findet, dass Vampire in München angesiedelt werden, akzeptiere ich diese Meinung und mach weiter wie ich meine. Wenn man mir sagt, die Geschichte habe Längen oder Logikfehler, dann werde ich aufmerksam und frage auch schon mal nach. Ich verbessere auch Macken, auf die mich Leser hinweisen, irgendwas übersieht man einfach immer. Das ist der große Vorteil des Indies. Der darf das ohne erst mit dem Verlag und dessen Terminkoordinatoren Rücksprache zu nehmen.
Der Beruf des Autors – Liebe und Leidenschaft oder kann man ihn mit dem täglichen zur Arbeit gehen vergleichen? Hast Du feste Schreibzeiten?
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Ja, nachts. Aber das hat andere Gründe, weil ich vorher nicht dazu komme. Wenn man wirtschaftlich erfolgreich als Schriftsteller arbeiten will, geht es nicht ohne Disziplin. Es gehört ja viel mehr dazu, als eine Geschichte runterzuschreiben. Die Überarbeitung mit oder ohne Lektor, Marketing, das auch Verlagsautoren mehr oder minder selbständig machen müssen – oder jedenfalls mitwirken, indem sie Termine wie Lesungen und Messen wahrnehmen. Das muss man wie jeden anderen Beruf auch planen.
Schriftsteller heute und früher – Was hat sich verändert? Wurden Autoren früher mehr geachtet?
In der Summe hat sich meiner Meinung nach nichts verändert. Ovid hat sich schon darüber aufgeregt, dass seine römischen Zeitgenossen keinen Respekt vor seiner Kunst hatten, aber einen doofen Gladiator nachgelaufen sind. E.T.A. Hoffmann, Goethe, Schiller – sie alle fühlten sich unverstanden. Das Bild von Caspar David Friedrich – der arme Poet – erlangte Weltruhm. Früher war es schwer, seine Leser zu erreichen, weil es keine Plattformen gab, auf denen man sich treffen konnte, keine Kanäle, über die man Bücher an die Masse bringen konnte. Heute hat man zwar beides, aber dafür versuchen es so viele Autoren, dass die Chance „seinen“ Leser zu erreichen wieder genauso schwer ist.
Wie gehst Du mit der Veränderung des Marktes um? Immer mehr Menschen meinen, ein Buch schreiben zu müssen. Sollte man als Autor eine „Lehre“ machen müssen, das Handwerk lernen oder soll weiterhin jeder schreiben, der sich dafür geeignet hält?
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Schreiben ist zu einem hohen Prozentsatz Handwerk. Es gibt Regeln, wie ein Text aufzubauen ist, damit er den Leser abholt, weil der Leser – kulturell geprägt – eine Texterwartung hat. Das hat sich ja auch geändert, etwa durch Film und Fernsehen und den dort heute modernen Erzählstil. Viele junge Leser haben Probleme mit den Klassikern, weil sie anders aufgebaut sind, als sie es mit ihrem kulturellen Hintergrund heute erwarten würden. Wer sich damit befasst, schreibt bessere Texte. Man kann diese Regeln brechen, aber man sollte nachdenken, bevor man es tut. Dann wird man auf Dauer auch mehr Erfolg bei den Lesern haben.
Wer auf dem Markt Erfolg haben will, muss die Erwartungen bedienen. Ich bin dagegen, dass man da künstliche Zugangsbeschränkungen einzieht. Weder die After-Reihe noch Shades of Grey hätten auf traditionellem Wege ein Chance gehabt, Harry Potter war anfangs im DKZV und selbst Endes genialer Jim Knopf wäre beinahe nie veröffentlicht worden. Das sind alles Bücher, über deren Qualität man offenbar streiten kann. Aber nicht darüber, dass sie viele Millionen Menschen glücklich gemacht haben. Kunst – und dazu gehört auch das Geschichten erzählen – sollte nicht reglementiert werden.
Die Sprache – schreiben wie man spricht, wenn möglich noch mit Dialekt, oder hochdeutsch? Verändert das Schreiben Deine Artikulation im täglichen Miteinander?
Kommt darauf an. Ich finde, dass individuelle Sprachgewohnheiten zu einer Figur gehören. Ein Nachtklubbesitzer wird sich anders als ein Fischer und der anders als ein Richter ausdrücken. Da erwarte ich auch als Leser, dass es in der wörtlichen Rede abgebildet wird. Mein Protagonist Dave, der als Anglokanadier noch mehr Denglisch spricht als wir das eh schon tun, spaltet da die Leser. Die einen finden es gut und realistisch. Die anderen anstrengend. Ich finde es authentisch. Außerhalb der wörtlichen Rede bemühe ich mich um angemessenes Hochdeutsch. Wenn strikt aus Sicht einer urbayrischen Figur geschildert wird, nehme ich sanfte Anklänge z.B. die berüchtigte bayrische Zeitenfolge (Perfekt/Imperfekt) hin, weil es mir anders falsch erschiene. Wobei das nach Duden beides richtig und erlaubt ist.
Ich habe mit dem Schreiben während des Jura-Studiums begonnen, um mir ein normales Sprachgefühl jenseits der auf Präzision statt Schönheit fixierten Juristensprache zu bewahren. Ja, Schreiben verändert definitiv den Ausdruck. Ebenso wie Lesen.
Wie wichtig erachtest Du soziale Netzwerke, wie gehst Du damit um?
Ich verstehe sie nicht. Mir erschließt sich nicht, weshalb man twittert, warum auf Facebook postet, dass man im Bus schwitzt und auf Pinterest, wie die Mittagspasta aussieht. Ich verstehe nicht, warum man lieber Whatsappt, wenn man sich schräg gegenüber sitzt, statt einfach miteinander zu reden. Aber hey – ich verstehe auch nicht wirklich, wie ein Auto funktioniert oder Fernsehen und nutze dennoch beides. Gern! Allerdings achte sich sehr darauf, dass ich mich auch im Netz nur so verhalte, wie ich es auf einem anderen Podium auch täte. Und das würde ich mir wünschen, dass mehr so handhaben.
Messen und Conventions – als Dank für Lesertreue oder eher nur Stress? Was bringt es Dir persönlich, Kontakt mit Deinen Lesern zu haben?
Wieso oder? Das ist ein Monsterstress, einfach weil sie so unendlich viel Zeit kosten und für mich auch immer mit Reisen quer durch die Republik verbunden sind. Aber Augen auf bei der Berufswahl. Es gehört eben dazu und wenn ich will, dass mich Leute kennen, muss ich ihnen auch die Chance geben, mich kennen zu lernen. Ein Fußballer darf sich auch nicht beschweren, dass er fast jeden Samstag arbeiten muss.
Fans – wieviel Fan – Nähe erträgt ein Autor? Musstest Du schon einmal unbequeme Entscheidungen treffen?
Das ist sehr individuell. Ich persönlich bin von klein auf immer auf irgendwelchen Bühnen im Fokus des Interesses gewesen – sei es weil ich frech war, gut im Sport, als Anwalt im Gericht, als Dozent vor Schülern … Das stört mich nicht. Im Gegenteil ich bin immer wieder gerührt, dass wildfremde Menschen sich freuen, mich als „Mama meiner Protas“ kennen zu lernen, die für sie Freunde geworden sind. Das ist toll und dieses emotionale Feedback spornt mich auch an. Abgrenzen musste ich mich bisher zum Glück noch nie. Das Unbequemste war ein Fall von Buchpiraterie, wo sich herausstellte, dass „befreundete Hardcore-Fans“ dann E-Books auf privaten Tauschbörsen vertickt haben. Enttäuschend, aber mit der Zahl der Fans wächst auch die Wahrscheinlichkeit von Deppen. Der Großteil jedenfalls ist knuffig.
Buchpreisbindung in Deutschland – gut oder nicht gut?
Vor allem gesetzliche Realität. Ich sehe es eher als Vorteil für die Indies, die damit viel flexibler umgehen können als die Verlage mit ihren schwerfälligen Distributionswegen. Aber im Grunde isses eben so und lohnt nicht zu jammern.
Illegale Downloads – wie sehr wirken sie sich aus? Wie würdest Du Fans gegenübertreten, von denen Du weißt, sie loben Deine Bücher, haben sie aber auf illegalem Weg bezogen?
Darüber könnten wir ein eigenes Interview führen. Illegale Downloads sind ganz mies.
A) Sie wirken sich spürbar auf meine Verkäufe aus. Merkt man daran, wie die steigen, wenn ich auf den Börsen mal wieder habe aufräumen lassen.
B) Sie sind kriminell und verboten. Das ist nicht zu diskutieren. Dadurch, dass aber darüber diskutiert wird, schadet man nicht nur dem Autor, den man um Einnahmen bringt, die er nicht nur braucht, sondern auch mühsam erarbeitet hat, sondern auch dem Buchmarkt, denn es führt zu einem Absinken der Qualität. Gewinne, die ich nicht mehr erzielen kann, versuche ich durch Kostenreduktion zu kompensieren (kein schönes Cover, kein Lektorat, kein ausgefeilter Plot, sondern eine krude hingezimmerte Story). Oder ich höre ganz auf, weil es nicht lohnt. Dann gibt es eben nur noch Storys auf Fanfic-Niveau, was ich schade fände.
C) Darüber hinaus schadet man auch der Gesellschaft. Wenn einer, der Leistungen, die er in Anspruch nimmt, bezahlt, nicht mehr als anständig und ehrlich gilt, sondern als doof, dann wird der Laden hier auf Dauer nicht funktionieren. Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht – darauf läuft es hinaus. Und das ist zwar fraglos arithmetisch richtig (du bist die, die rechnen kann), aber es entsteht dabei eine Welt, in der ich nicht leben möchte. Deshalb muss es einfach „uncool“ sein, zu stehlen, unabhängig davon, ob es wahrscheinlich ist, dass man erwischt wird oder nicht. Es ist und bleibt kriminell und vor allem asozial und kein anderes Wort lasse ich hier gelten.
Piratenleser, die ich persönlich erwische gebe ich die Möglichkeit, einen signifikanten Betrag an eine gemeinnützige Organisation zur Vermeidung einer Strafanzeige zu spenden.
Was hältst Du von Aussagen wie „ mein Buch ist billiger als Dein Kaffee.“
Kommt auf den Zusammenhang an. Als Marketingspruch finde ich, dass es das Buch abwertet, als Klagelied ist es dämlich. Ich verkaufe meine Bücher zu der bestmöglichen Rendite und würde mich auch gegen ein Kaufgebot von z.B. 15,00 € nicht wehren. Das zahlt halt leider keiner. Damit ist das eine simple Rechenaufgabe. Für 0,99 € verkaufe ich mehr Bücher, aber ich verdiene weniger am einzelnen Buch als bei 2,99 €. Wenn ich durch die Mehrverkäufe die Mindererlöse kompensiere, sind alle zufrieden. Wenn nicht, mach ich sie lieber teurer. Ich habe festgestellt, dass ich bei 2,99 € und gelegentlichen 0,99 € Promos am besten fahre. Viele Kollegen nehmen 3,99 € für vergleichbare Titel. Da verkaufe ich dann zu wenig. Meine Leser sind entweder ärmer oder geiziger, das muss ich respektieren.
Möchtest Du Deinen Lesern etwas mit auf den Weg geben? Gibt es etwas, das Du noch loswerden möchtest?
Wer uns bis hierher durch dieses wirklich lange Interview gefolgt ist, hat definitiv Applaus verdient. Ich bedanke mich herzlich für die spannenden Fragen und bei den Lesern für ihr Interesse. Sollte wider Erwarten noch eine Frage ungestellt oder unbeantwortet geblieben sein, meldet Euch. Sonst bleibt mir gewogen. Ich brauche jeden Leser!
Zur Homepage der Autorin: Kay Noa
Im Rahmen unserer Blogtour habt ihr die Möglichkeit, den ersten Band des Vampire Beginners Guide als Print zu gewinnen. Hinterlasst einen Kommentar! Teilnahme ab 18 Jahren und mit Postadresse in Deutschland. Die Ziehung des Gewinners erfolgt unter Ausschluss der Öffentlichkeit.[/fusion_builder_column][/fusion_builder_row][/fusion_builder_container]
Hi ich fand das Interview mit Kay Noa total klasse. Auch die Fragen waren mal andere, was einen den Autoren immer noch näher bringt. Danke dafür und einen wunderschönen Sonntag.
lg Ricarda; -)
Hallo,
ich wünsche einen schönen Sonntag und sage danke für das schöne und sehr interessante Interview.
Liebe Grüße,
Daniela
Hallo und guten Tag,
na das Interview lässt noch wirklich keine Fragewünsche offen oder?
Danke für diese offene und ehrlich Einschätzung wenn es um Facebook &Co geht, denn da spricht mir die Autorin wirklich aus dem Herzen…
Danke…Danke…vielleicht denken da mal einige Leute um.
LG..Karin…
Hallo ,
Tolles und sehr interessantes Interview 🙂 Vielen Dank 🙂
Ich wünsche Dir schönen Sonntag 🙂
Liebe Grüße Margareta