Ja, ich lese mich durch den Traumstundenverlag. Wolf Kuhlmey schildert in seinem Schicksalsroman Du warst eine ganz Starke den Verlust seiner Frau Silvie. Sein Buch umfasst nur 52 Seiten. Wer öfter bei mir liest weiß, ich habe eine große Abneigung gegen dünne Bücher oder gar Heftchen. Aber einmal im Bücherregal, sollte auch dieses eine Chance bekommen.
Gern lasse ich mich eines Besseren belehren. Ich muss gestehen, dass ich sehr beeindruckt bin, wie viele Emotionen man auf so wenigen Seiten unterbringen kann. Wolf Kuhlmey schildert ohne jede Scham seine guten wie schlechten Gefühle, seine Gedanken während der Zeit, als seine Frau auf der Paliativstation lag. Beide nicht unerfahren, was Beziehungen angeht, fanden sie zueinander. Doch jeder hatte andere Erwartungen an den Partner. Wolf Kuhlmey verlangte es nach Liebe, Emotionen und Körperkontakt. Dies konnte seine Frau ihm nicht so geben, wie von ihm gewünscht und erhofft. Er hatte eine Affäre, fand aber wieder den Weg zu Silvie zurück. Anfangs nur einige Stunden pflegt Wolf Kuhlmey seine Frau bald Tag und Nacht, begleitet sie auf ihrem letzten Weg. Ganz offen mit dem Eingeständnis, Fehler gemacht zu haben, erzählt der Autor seine Geschichte. Jeder, der nicht frei von Gefühlen ist, bekommt beim Lesen dieser Seiten etwas Beklemmungen. Ich denke, gerade diese Ehrlichkeit sich selbst gegenüber macht diesen kurzen Roman zu etwas ganz besonderem.
Sehr ergreifend schildert er die mit der Krankheit seiner Frau einhergehenden Probleme, die fast komplette Abgrenzung zur Außenwelt, die Erschaffung einer eigenen kleinen Welt. Ich kann nicht behaupten es habe mir gefallen, dieses Buch zu lesen. Dazu ist das Thema zu traurig. Aber ich bin beeindruckt von der Offenheit des Autors und danke ihm für einen Einblick in tiefe Menschlichkeit, mit all ihren Fehlern.
Erschienen im Traumstundenverlag.
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